Gregorij von Leitis

Kunst ist ein Gebet
von Gregorij von Leïtis
Kunst ist ein Gebet für mich, erinnert, wiederholt,
erneuert durch jede Auseinandersetzung
in der U-Bahn, auf der Straße, in den endlosen Wartehallen.
Ich höre ihre Stimme, ich sehe ihre Gesichter
abgesondert, selektiert, allein.
(photo: Anne Coersmeier)
In diesem sogenannten Zeitalter der Kommunikation,
in dem Sound Bites als Information gelten,
und Information als Weisheit,
ist es schwieriger denn je, unser eigenes Leben zu verstehen.
In der zunehmenden Isolation und Vereinsamung
laufen wir Gefahr, eine stumme Gesellschaft zu werden.
Ich erinnere mich an andere Stimmen,
die zum Schweigen gebracht wurden,
ausgesondert, abtransportiert und ermordet.
(photo: Lothar Lenzen)
Mein Gebet ist Musik, Oper und Schauspiel,
es spricht die brennenden Fragen an.
Die Kunst konfrontiert uns mit der fortwährenden Bedeutung des Völkermordes,
mit Rassismus, Hunger, Folter, AIDS.
Durch die Kunst können wir das Unerträgliche examinieren,
das Unaussprechbare ansprechen.
(photo: Letizia Mariotti)
Als Künstler haben wir die gleiche Verantwortung wie Eltern, welche die Augen und Ohren eines Kindes heranbilden: Kunst als Leben und Leben als Kunst zu vermitteln. Und dies besonders denen, die sich nach Ganzheit sehnen.
Welcher Ort wäre besser geeignet als dieser,
mit dem Heilwerden zu beginnen?
Diese Gemeinschaft, die der Kunst verpflichtet ist.
Erhebt Eure Stimmen, Schminkt Eure Gesichter.
Der Vorhang geht auf. Nehmt Platz.